Deine Smartwatch am Handgelenk sammelt täglich unzählige persönliche Informationen – von Gesundheitsdaten über Standortinformationen bis hin zu Nachrichten und Anrufen. Während diese kleinen Computer unser Leben erheblich erleichtern, öffnen sie gleichzeitig potenzielle Sicherheitslücken, die viele Nutzer unterschätzen. Besonders Wear OS-Smartwatches sind aufgrund ihrer engen Verknüpfung mit dem Android-Ökosystem und ihrer Vielfalt an Apps besonders interessante Ziele für Datendiebe.
Die Bildschirmsperre als erste Verteidigungslinie
Der wichtigste Schritt für mehr Sicherheit beginnt mit der automatischen Bildschirmsperre. Viele Nutzer verzichten darauf, weil sie es als lästig empfinden – ein fataler Fehler. Gehe in die Einstellungen deiner Wear OS-Smartwatch und aktiviere unter „Sicherheit“ die automatische Sperre. Die Uhr sollte sich nach maximal 30 Sekunden Inaktivität automatisch sperren.
Bei der Wahl zwischen PIN und Passwort entscheiden sich die meisten für eine PIN – verständlich, da die Eingabe auf dem kleinen Display herausfordernd ist. Verwende niemals einfache Kombinationen wie 1234 oder 0000. Eine sichere PIN sollte mindestens vier Ziffern haben und keine offensichtlichen Muster aufweisen. Noch besser: Nutze sechs Ziffern, falls deine Smartwatch das unterstützt.
App-Berechtigungen kritisch überprüfen
Wear OS-Apps fordern oft weitreichende Berechtigungen an, die für ihre eigentliche Funktion gar nicht erforderlich sind. Eine Fitness-App benötigt beispielsweise Zugriff auf Sensordaten, aber nicht zwangsläufig auf deine Kontakte oder Nachrichten.
Öffne regelmäßig die Wear OS-App auf deinem Smartphone und navigiere zu den installierten Apps. Hier kannst du für jede App einzeln festlegen, auf welche Daten sie zugreifen darf:
- Standortdaten nur für Navigation und Fitness-Apps
- Mikrofonzugriff nur für Sprachassistenten und Anruf-Apps
- Kontakte nur für Kommunikations-Apps
- Gesundheitsdaten ausschließlich für zertifizierte Gesundheits-Apps
Ein praktischer Tipp: Deaktiviere zunächst alle Berechtigungen und aktiviere sie nur dann, wenn die App ohne bestimmte Zugriffe nicht funktioniert. So behältst du die vollständige Kontrolle über deine Daten.
Zwei-Faktor-Authentifizierung für verknüpfte Konten
Deine Smartwatch ist mit verschiedenen Online-Konten verbunden – Google-Konto, Fitness-Apps, möglicherweise Banking-Apps oder Zahlungsdienste. Jedes einzelne dieser Konten sollte mit einer Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) geschützt sein.
Besonders kritisch ist dein Google-Konto, da es das Herzstück des Wear OS-Ökosystems bildet. Aktiviere hier unbedingt die 2FA über die Google-Kontosicherheit. Verwende am besten eine Authenticator-App statt SMS, da diese sicherer vor SIM-Swapping-Attacken schützt.
Google arbeitet aktuell daran, Smartwatches noch stärker in die Sicherheitsarchitektur zu integrieren. Die neue Identity Check-Funktion wird Wear OS-Smartwatches als zusätzliche Vertrauenssignale nutzen, ähnlich dem bereits bekannten Watch Unlock-Feature. Eine entsperrte Smartwatch in der Nähe des Smartphones kann künftig die biometrische Authentifizierung vereinfachen, ohne die Sicherheit zu gefährden.
Nur vertrauenswürdige Apps installieren
Der Google Play Store für Wear OS ist deutlich kleiner als sein Smartphone-Pendant, aber auch hier lauern potenzielle Sicherheitsrisiken. Installiere ausschließlich Apps von bekannten Entwicklern mit guten Bewertungen und einer hohen Anzahl an Downloads.
Achte auf diese Warnsignale bei Apps:
- Entwickler mit nur einer oder wenigen Apps im Portfolio
- Übermäßig viele Berechtigungsanfragen
- Schlechte oder gefälschte Bewertungen
- Ungewöhnlich kleine Dateigröße für komplexe Funktionen
- Rechtschreibfehler in der App-Beschreibung
Installiere niemals Apps aus unbekannten Quellen außerhalb des Play Stores. Das sogenannte „Sideloading“ ist bei Wear OS ohnehin kompliziert und erhöht das Sicherheitsrisiko erheblich.

Datensynchronisation bewusst kontrollieren
Moderne Smartwatches synchronisieren kontinuierlich Daten zwischen der Uhr, dem Smartphone und Cloud-Diensten. Diese permanente Vernetzung ist praktisch, aber auch ein Sicherheitsrisiko. Überprüfe mindestens einmal monatlich, welche Daten automatisch synchronisiert werden.
In den Wear OS-Einstellungen unter „Konnektivität“ findest du detaillierte Optionen für die Datensynchronisation. Besonders sensible Bereiche sind Gesundheits- und Fitnessdaten, Standortverlauf und GPS-Tracks, Nachrichten und E-Mails, Kalendereinträge und Termine sowie Zahlungsinformationen für kontaktlose Bezahlung.
Für Gesundheitsdaten gilt: Überlege dir genau, ob eine Cloud-Synchronisation wirklich notwendig ist. Lokale Speicherung auf dem Smartphone ist oft ausreichend und deutlich sicherer.
Sicherheitsupdates im Blick behalten
Google hat das Update-System für Wear OS grundlegend verändert. Das neue risikobasierte System bedeutet: Nicht mehr alle Sicherheitslücken werden monatlich gepatcht. Nur Schwachstellen mit hohem Sicherheitsrisiko erhalten noch monatliche Updates, während andere Fixes nur noch alle drei Monate verteilt werden.
Das macht regelmäßige Sicherheitschecks noch wichtiger. Führe alle drei Monate einen kompletten Sicherheitscheck durch: Kontrolliere alle installierten Apps und entferne nicht mehr benötigte Programme. Überprüfe die Berechtigungseinstellungen, besonders nach App-Updates, da diese manchmal zusätzliche Zugriffsrechte einfordern. Ändere regelmäßig deine PIN oder dein Passwort – spätestens alle sechs Monate.
Ein oft übersehener Punkt: Kontrolliere die Bluetooth-Verbindungen deiner Smartwatch. In den Einstellungen unter „Konnektivität“ siehst du alle gekoppelten Geräte. Entferne alle Verbindungen, die du nicht mehr benötigst.
Notfall-Features intelligent konfigurieren
Wear OS bietet verschiedene Notfall-Features, die richtig konfiguriert sowohl deine Sicherheit erhöhen als auch Datenschutz gewährleisten können. Neben der bekannten Sturzerkennung und Notfallkontakten wird derzeit eine weitere wichtige Funktion ausgerollt: Erdbebenwarnungen auf Smartwatches.
Diese Warnfunktion, die bereits auf Android-Handys verfügbar ist, wird schrittweise auf Wear OS-Geräte erweitert. Besonders nützlich ist dies für Nutzer, deren Smartwatch über eine eigene Mobilfunkverbindung verfügt und auch beim Sport ohne Smartphone funktioniert.
Konfiguriere diese Features so, dass sie nur im echten Notfall aktiviert werden. Stelle die Sturzerkennung nicht zu empfindlich ein, da Fehlalarme nicht nur nervig sind, sondern auch unnötig Standort- und Gesundheitsdaten übertragen.
Deine Smartwatch ist ein mächtiges Werkzeug, das bei richtiger Konfiguration sowohl praktisch als auch sicher sein kann. Die Zeit, die du in diese Sicherheitsmaßnahmen investierst, zahlt sich durch deutlich besseren Schutz deiner persönlichen Daten aus. Die meisten Anpassungen musst du nur einmal vornehmen – danach läuft alles automatisch im Hintergrund und deine Daten bleiben geschützt, ohne dass du Komfort einbüßen musst.
Inhaltsverzeichnis
